+49 8151 6500128
Zukunftswerk Klimaschutz e.V.
  • Home
  • Verein
  • Kontakt
  • Home
  • Verein
  • Kontakt

CO2 - das Dilemma mit dem Marktpreis

26/10/2012

0 Kommentare

 
Bild
Auf UN-Ebene wird hinter den Kulissen die mögliche Ausgestaltung weiterer Emissionshandelsmechanismen diskutiert. Derweil musste der Preis für CO₂-Zertifikate aus Entwicklungsländern am letzten Freitag den größten Preissturz der Geschichte hinnehmen. Grund hierfür ist die geringe Nachfrage - diese ist jedoch ausschließlich politisch bedingt.

Trotz der nahenden Klimakonferenz herrscht in den Medien kein spürbares Interesse für die internationalen Klimaverhandlungen. Doch hinter den Kulissen geht es hoch her. So wird in verschiedenen Foren zum Beispiel die Einführung von neuen Marktmechanismen für den Emissionshandel diskutiert. Das bisherige Zertifikatsystem führt lediglich zu Emissionsreduktionen in einzelnen Anlagen, jedoch nicht in großem Stil. Deshalb wird nun über Systeme nachgedacht, die eine Einführung emissionsarmer Technologien in den ärmeren Ländern der Welt in größerem Umfang ermöglichen. Hier stößt man jedoch auf das erste Problem: Sollten diese Mechanismen Realität werden, würde dies eine Ausweitung des Angebots an Reduktionszertifikaten mit sich bringen, was deren Marktpreis tendenziell nach unten drücken würde. Gerade der Marktpreis ist jedoch der wesentliche Anreiz für die Investition in emissionsärmere Technologien. Aus diesem Grund fordern einige Beobachter eine strikte Beschränkung bei der Zulassung weiterer Emissionshandelsarten.

Das ist allerdings keine besonders gute Idee, wenn man bedenkt, dass diese Maßnahmen eigentlich der Bekämpfen des Klimawandels dienen sollen.

Marktpreis ist zu niedrig, um Anreize zu setzen

Das zweite große Thema in der Diskussion ist der niedrige Marktpreis. Richtig ist, dass dieser derzeit viel zu niedrig ist, als dass er Anreize für Investitionen setzen könnte. Vor einer Woche stürzte der Marktpreis für Zertifikate aus Entwicklungsländern regelrecht ab. Er fiel um nahezu 30 Prozent. Angeblich wurde der Kurssturz durch die Befürchtung der Anbieter, dass die EU im nächsten Jahr weniger Zertifikate aus Entwicklungsländern zulassen wird, ausgelöst. Diese Maßnahme soll das Angebot an Zertifikaten weiter beschränken und den Marktpreis wieder in die Höhe zu treiben. Denn auch der Preis im EU-eigenen Handelssystem ist im Zuge der rezessiven Wirtschaftslage eingebrochen.

Der Grund für den Preisverfall ist aber nicht das Überangebot, sondern vielmehr die niedrige Nachfrage. Den Unternehmen wird schlicht eine zu große Menge an Zertifikaten zugeteilt, so dass sie im Durchschnitt nur wenige zusätzliche Emissionsrechte zukaufen müssen.

Politik beeinflusst die Zertifikatvergabe

Die zu hohe Menge an Emissionsrechten ist in erster Linie politischer Natur. Denn die Gesamtmenge der Zertifikate, die auf dem Markt gehandelt werden, wird faktisch von den EU-Ländern selbst festgelegt. Viele Unternehmen versuchen deshalb politisch Einfluss auf die Zuteilung zu nehmen. Verschiedene Verbände waren in der Vergangenheit beim Lobbying recht erfolgreich. 

Wie könnte man dem Preisverfall also entgegensteuern?

Einschränkung der EU-Zertifikatmenge bis 2020

Um dem Preisverfall entgegenzusteuern, hat die EU-Kommission bereits im Juli eine Maßnahme vorgeschlagen: die Ausgabe von Zertifikaten soll zeitlich nach hinten geschoben werden. Auf diese Weise sollen, nach dem Willen der Kommission, zwischen 0,4 und 1,2 Milliarden Emissionsrechte nicht in den kommenden Jahren, sondern erst ab 2018 für den Handel zugelassen werden.

Wie zu erwarten, birgt dieser Vorschlag einigen politischen Zündstoff: Während Länder wie Polen und die Slovakische Republik strikt gegen ein solches Vorgehen sind, geht der Vorschlag beispielsweise der Großbritannien nicht weit genug. Die britische Regierung fordert, dass die Auktionierung der Zertifikate nicht nur verschoben wird, sondern dass selbige vollständig aus dem Markt genommen werden. Sie argumentiert dabei, dass eine Reduktion der Gesamtmenge um 1.4 bis 1.8 Milliarden Emissionsrechte dazu führen würde, dass die EU ihre Emissionen bis ins Jahr 2020 um 30 Prozent reduzieren könnte. Aus Klimasicht ist dies natürlich wünschenswert.

Die politischen Weichen für die Zukunft des EU-Emissionshandels sollen in den nächsten zwei Monaten und insbesondere auf der Klimakonferenz in Doha gestellt werden, was auch die Entwicklung der internationalen Klimapolitik bis 2020 maßgeblich beeinflussen.

Wollen wir hoffen, dass die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Einstweilen werden wir klimarebellen natürlich selbst an der Verknappung der Zertifikate arbeiten und zählen dabei auf Ihre Unterstützung ;-)


(KT)

0 Kommentare



Hinterlasse eine Antwort.

    Autoren

    Hier bloggen die klimarebellen Katrin Tremmel (KT), Helena Ponstein (HP), Alexander Rossner (AR) und Peter Frieß (PF)

    RSS-Feed


Zukunftswerk Klimaschutz e.V. ⎮ 2012-2020